Fußballer müßte man sein



Die sozialen Medien sind voll mit Parolen wie: ein Asylbewerber lebt wie die Made im Speck.Ein deutscher Rentner verhungert.
Zugegeben, ich kenne mich mit dieser Materie nicht besonders gut aus.Meine Mutter ist Rentnerin, hatte nie einen besonders gut bezahlten Job, verhungert aber nicht. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Außerdem kenne ich keinen Asylbewerber so gut, das ich wüsste, wie viel Geld er bekommt.
Tatsächlich stoßen mir mit zunehmendem Alter ganz andere Dinge bitter auf, über die es allerdings nie irgendwelche Parolen zu lesen gibt. Möglicherweise verbringe ich aber auch nur zu wenig Zeit bei Facebook und co.
Ganz zufällig höre ich, natürlich als erste Schlagzeile in den stündlichen Nachrichten, das ein Neymar da Silva Santos ( das hab ich abgeschrieben ) 1992 geboren, 222 Mio Euro wert ist.
Für alle, die es genauso wenig wissen wie ich….er ist Fußballer und spielt nach dem bisher teuersten Transfer ( sehr schönes Wort ) für Paris Saint-Germain in der französischen Liga 1 und für die brasilianische Nationalmannschaft.
Wie viel er monatlich verdienen könnte, habe ich auch gleich gegoogelt: geschätzes Vermögen 145 Millionen Euro, Gehalt bei seiner jetzigen Mannschaft 37 Millionen Euro, Einkommen 2018 ca. 50 Millionen Euro.
Ich schreibe es lieber nochmal….der 26 jährige junge Mann hat nicht den Nobelpreis gewonnen ( dafür gibt es weit weniger Geld ), er spielt Fußball. Er ist Sportler.
Da ich wirklich gar nichts von Fußball verstehe, maße ich mir hier keine Wertung an.Sicher ist dieser Mann sehr gut. Er ist übrigens Ausländer in Frankreich. Oder?
Eine 26 jährige Krankenschwester, ein genauso alter Altenpfleger, ein Tierpfleger im örtlichen Tierheim, ein Polizist, ein Bäcker, Tischler...die Liste ist wohl unendlich...weiß bei diesem Text nicht, ob er lachen oder weinen soll.
Was ist los mit unserer Gesellschaft? Können wir ohne Fußballer leben?
Und ohne Krankenschwestern und Altenpfleger und Menschen, die Brot backen und Möbel bauen oder Recht und Ordnung durchsetzen?
Brot und Spiele gab es schon im alten Rom.Das ist lange her. Geändert hat sich anscheinend gar nichts.
Es ist schon bezeichnend für unsere Gesellschaft aber auch für die Masse der Menschen, für was applaudiert wird.
Mein Rat für alle jungen Menschen, die kein Talent zum Fußballer haben, ist folgender:
geht zu Siemens ans Band oder zu einer der großen Autokonzerne.
Ihr habt pünktlich Feierabend, bekommt oft eine hohe Dividende, keiner verlangt von Euch besonders freundlich und hilfsbereit zu sein.
Ein sozialer Beruf, womöglich noch Kranken-oder Altenpfleger, ist so unattraktiv wie nie zuvor.
Vermutlich sind wir daran auch noch selber schuld.
Denn wieviel man ( sich ) wert ist, kann man immer auch selbst festlegen.
In diesem Sinne: viel Spaß bei der Fußball WM.

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